Mani Matters Kritik am politischen Pharisäismus

Matter schreibt: «Es gibt seit einiger Zeit in der Schweiz eine politische Erscheinung, die ich das Pharisäertum von links und rechts nennen möchte.» Die Rechte werfe der Linken vor, dass sie blind sei für das Unrecht der kommunistischen Diktatoren, und «dagegen machte sich allmählich eine antiantikommunistische Bewegung geltend»: Sie rieb den Gegnern unter die Nase, dass auch der Westen mit üblen Diktatoren kollaboriere.

«Beide scheinen zu sagen: Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie diese», meint Matter mit Bezug auf das Gleichnis von Jesus Lukas 18,9-14 (Das Cambridge Notizheft, S. 128).

Der Gegensatz zwischen konservativ und progressiv ist bis heute die Leitplanke, an der sich die Medienschaffenden orientieren. Sie ordnen das Weltgeschehen mit Hilfe der Vorstellung, dass es fortschrittliche und rückwärts gewandte Parteien gebe. Diese Vorstellung war zur Zeit von Niklaus von Flüe nur eine unter vielen. Erst nach der französischen Revolution begann sie alles zu beherrschen. Denn erst das moderne politische Denken erhob den Anspruch, dass der Lauf der Zeit für uns Menschen allesentscheidend sei. Erst nachdem der Glaube an das ewige Leben zugedeckt wurde von der Erwartung, dass man das Reich Gottes, wenn schon, in dieser Welt aufrichten müsse, wurde es zu einer religiösen Pflicht: Entweder an den Fortschritt zu glauben, oder vor dem Verfall zu warnen.

Matter thematisiert das in seinem Lied Ir Ysebahn

Der «Konduktör» geht der Ursache nicht auf den Grund. Er kann nicht Frieden stiften, sondern nur die Endstation ansagen.

Niklaus von Flüe dagegen konnte Frieden stiften, weil er glaubwürdig bezeugen konnte: Derjenige, der im tiefsten Grund vermitteln will, hat selber das grösste Unrecht erlitten. Er will keine Endlösung. Sondern er will die guten Werke zu ihrer Vollendung bringen.

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